Seit Dezember 2007 setzte der DGB mit wegewerk die in Zusammenarbeit von den Gewerkschaften NGG und ver.di 2006 gestartete Kampagne für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland fort, die nach acht Jahren intensiver Öffentlichkeitsarbeit im Juli 2014 erfolgreich in die geforderte Gesetzgebung mündete.
Riesenposter als Auftakt.
Im Dezember 2007 übernahm der Deutsche Gewerkschaftsbund die im März 2006 von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) gestartete Kampagne für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland, die wegewerk von Anfang an begleitet hat.
Als Auftakt diente ein Riesenposter in der Mitte des Regierungsbezirks von Berlin, an der Ecke Friedrichstraße/Unter den Linden, dessen Enthüllung als Pressetermin für den Auftakt genutzt wurde. Die hierbei entstandenen Fotos dienten vielfach als Illustration für die Berichterstattung zum Thema, was das Motiv weit über die gebuchte Werbeleistung hinaus multiplizierte.
Werbemaßnahmen im Regierungsviertel.
Im weiteren Verlauf der Kampagne wurden immer wieder dauerhafte Werbemaßnahmen eingesetzt, sofern sie punktuell das Regierungsviertel erreichten. Ein Bus der Berliner Verkehrsbetriebe diente als Werbeträger auf einer der Linien, die durch das Regierungsviertel führt.
Zur Information der breiten Bevölkerung wurde vorrangig auf die Ausstattung der DGB-Strukturen mit Kampagnenmaterial gesetzt. Im Vorfeld der Bundestagswahl koordinierte wegewerk 2008 und 2009 zudem eine Promotion-Tour durch ganz Deutschland bei der unter anderem ein Ausstellungs-Container in den Innenstädten Aufmerksamkeit für das Problem von Niedriglöhnen geschaffen hat.
Zeitlich und örtlich begrenzt wurden weiterhin Großflächen und mobile Werbeträger genutzt, um bei Ereignissen wie Parteitagen und Konferenzen die Forderung nach einem Mindestlohn zu platzieren, meist in Verzahnung mit Aktionen von Aktiven vor Ort und immer mit in den Kontext des Ereignisses eingebetteten Botschaften.
Begleitende Online-Maßnahmen.
Herzstück der Kampagne bildete die Website, ihre Unterstützer und die regelmäßigen Newsletter, die dafür sorgten, dass die Kampagne acht Jahre am Laufen blieb. Die Website wurde von wegewerk 2010 auf Basis des CMS ww.edit™ nochmals rundum erneuert und bis 2012 auch redaktionell gepflegt, ab diesem Zeitpunkt konnten beim DGB eigene Ressourcen die redaktionelle Verantwortung sukzessive übernehmen.
Kampagnenmaßnahmen an Parteitagen.
Eine besondere Rolle die Begleitung von Parteitagen der CDU, umsomehr nachdem diese 2009 eine Koalition mit der FDP bildete. Beide Parteien lehnten einen gesetztlichen Mindestlohn ab, in der CDU gab es aber eine kompromissbereite Minderheit. Zunächst wurde eine vorhandene Broschüre, die Gegenargumente zum Mindestlohn wiederlegt, optisch an das Corporate Design der CDU angepasst, neu aufgelegt und von einem im CDU-Shop ausgestatteten Promotionteam vor dem Parteitagsgelände verteilt. Zusätzlich wurde von wegewerk die Adresse der Parteitagswebsite nochmals ohne Bindestriche reserviert und über diese die Inhalte unserer Kampagnenwebsite im CDU-Webdesign ausgegeben. Bei späteren Parteitagen wurde die Partei immer wieder daran erinnert, dass ihre Anhängerschaft mit deutlicher Mehrheit einen gesetzlichen Mindestlohn befürwortet, z.B. mit Plakaten entlang der S-Bahn Linien, die zum Konferenzort führten.
2010 wurde vom DGB-Bundeskongress die Forderung nach einem Mindestlohn um einen Euro auf 8,50 Euro angehoben. wegewerk überarbeitete in diesem Rahmen das Kampagnen CD und inszenierte das Foto zum Beschluss mit einer Lastwagenladung voll Heliumballons, an denen menschenförmige Flyer hingen.
Ab etwa 2011 befürwortete selbst eine Mehrheit der FDP-Anhänger nicht nur einen differenzierten, sondern sogar einen einheitlichen, gesetzlichen Mindestlohn, FDP-Parteitage wurden seitdem ebenfalls begleitet. Anders als die CDU konnte sich die FDP beim Thema Mindestlohn auch nicht zu einem Kompromissangebot durchringen.
Nach dem Ausscheiden der FDP bei den Bundestagswahlen 2013 nahm die neue Koalition aus CDU/CSU und SPD die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns Ende 2013 in ihr Programm auf. Vor dieem Hintergrund wurde die Kampagne 2014 nochmals "hochgefahren", um einer halbherzige Umsetzung mit diversen Ausnahmen entgegen zu wirken. Erneut wurde eine Motivlinie entwickelt, eine Großfläche im Regierungsviertel und Werbeträger auf Taxis eingesetzt.
Deutschland hat den Mindestlohn.
Mit der Zustimmung zum "Gesetz zur Stärkung der Tarifautonomie" durch den Bundestag am 3.7.2014 und den Bundesrat am 11.07.2014 wurde das Kampagnenziel nach achteinhalb Jahren erreicht.