Künstliche Intelligenz Wie hilfreich sind KI-Tools in der politischen Kommunikation?
Das Thema „Künstliche Intelligenz“ ist derzeit in Feuilletons, Wirtschaftsmagazinen und Talkshows allgegenwärtig. Künstliche Intelligenz schreibt von nun an Hausaufgaben, ersetzt sämtliche Jobs und wird unser Leben bestimmen – so die Erzählung. Auch in die Welt der politischen Kommunikation hält Künstliche Intelligenz Einzug. Einer Umfrage zufolge nutzen von 297 befragten Kommunikationsfachleuten aus Unternehmen, Organisationen und PR-Agenturen 59% KI-Tools.
Doch was steckt dahinter? Welche Tools sind derzeit auf dem Markt und was können sie? Wir haben unsere Expert*innen aus Grafik, Social-Media-Redaktion und Text/Konzept gefragt und liefern einen Überblick über Möglichkeiten und Grenzen KI-basierter Anwendungen für gesellschaftspolitische Kampagnen und Inhalte.
Redaktionsassistenz ChatGPT
Überzeugende gesellschaftspolitische Kampagnen setzen meist an einem Problem oder einem Missstand an oder verfolgen ein konkretes Ziel. Dann gilt es, Zielgruppen auszumachen und einen Aufhänger zu identifizieren. Steht all das, geht es darum, Kommunikationskonzepte und kreative Ideen zu erarbeiten. Ob Claim, Wording und Tonalität, Landingpages, Broschüren oder Give Aways – eine gute Kampagne ist das Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Teile, die ineinandergreifen. Gleich vorneweg: Das zu erarbeiten kann uns keine KI der Welt abnehmen.
KI-Tools können jedoch bei einzelnen Schritten eine Hilfe sein und bei kleinen, mitunter auch lästigen Teilaufgaben unterstützen. Gibt man alle notwendigen Informationen ein, kann ChatGPT beispielsweise Emails vorschreiben, bei der SEO-Analyse unterstützen oder Ablaufpläne für eine Veranstaltung erstellen. Hier sollte natürlich immer darauf geachtet werden, dass keine vertraulichen oder personenbezogenen Daten eingegeben werden. Denn ChatGPT nutzt diese Daten, um daraus zu lernen.
Eine laut eigenen Angaben DSGVO-konforme Alternative bietet das Tool ChatFlash von Neuroflash. Als deutsches Unternehmen unterliegt Neuroflash europäischen Datenschutzstandards und ist auf die Verwendung in deutscher Sprache spezialisiert. Wie ChatGPT basiert auch ChatFlash auf dem Sprachmodell GPT-3.5, das zur Generation von Texten Wörter auf Grundlage von Wahrscheinlichkeiten aneinanderreiht. Dadurch entstehen Texte, die zwar bereits sehr nah an von Menschen verfasstes Material heranreichen, jedoch einen recht eintönigen Schreibstil aufweisen und von Fehlern durchsetzt sein können.
KI-Tools als Design-Helfer
Auch im Design können Tools wie Midjourney, Framer oder Uizard dabei unterstützen, kreative Produkte wie Visuals, Logos, Webseiten oder Apps zu erstellen.
Ein erstes Brainstorming mithilfe von KI kann neue Inspirationen und Ansätze eröffnen und die Kreativität in Gang bringen. Zudem können zeitaufwändige Aufgaben wie Bildbearbeitung, Layouterstellung oder Typografieauswahl durch KI-Tools automatisiert werden, sodass sich Designer*innen ganz auf die kreativen Aspekte ihrer Arbeit konzentrieren können.
Auch beim Design von Benutzeroberflächen und der damit zusammenhängenden Benutzererfahrung (UX), kann die Stärke der künstlichen Intelligenz eingesetzt werden: Durch die Analyse von Nutzer*innendaten kann das Verhalten der Nutzer*innen vorhergesagt werden. So erstellen Tools wie The Grid automatisch Webseiten, die auf die Präferenzen und Bedürfnisse der Nutzer*innen zugeschnitten sind.
Das Tool Framer hilft anschließend dabei, Designs zu testen. Es kann basierend auf bestehenden Nutzer*innendaten realistische Interaktionen und Klickwege simulieren und so Problembereiche eines neuen Designs identifizieren, bevor dieses live geht.
Vollkommen neue Designs kann allerdings keine KI liefern. Denn als Basis für ihren Lernprozess greifen KI-Tools auf einen Datensatz aus bereits vorhandenem Bildmaterial zurück. Dies kann zu großen Schwierigkeiten führen, denn der verwendete Datensatz, im Falle von Midjourney beispielsweise LAION-5B, besteht oftmals aus Milliarden von Bildern, die in Kombination mit Text-Attributen im Internet über »Web Crawling« gesucht und abgespeichert wurden. Das Problem daran ist, dass weder bei der Erstellung des Datensatzes noch vor der Verwendung als Trainingsgrundlage für KI-Tools eine kuratierte Auswahl der Daten stattfindet. Unter den Bildern befinden sich so Milliarden von urheberrechtlich geschützten Kunstwerken, Fotografien und vertraulichen, medizinische Unterlagen, für die keine Lizenz zur Verwendung eingeholt wurde. Deshalb ist mit KI generiertes Bildmaterial mit Vorsicht zu genießen.
Brandbastion, Jasper und Ocoya
Und im Social Media Marketing? Die Analyse einer Vielzahl von Daten ist die größte Stärke von KI-Tools. Im Social Media Marketing können mithilfe von Algorithmen große Mengen an Posts auf Plattformen wie Twitter, Facebook oder Instagram in kurzer Zeit untersucht werden. Tools wie Brandbastion, Jasper oder Ocoya identifizieren daraus beispielsweise Meinungen, decken Trends auf und analysieren das Verhalten der Nutzer. Dadurch können bereits vor der Kampagnenplanung relevante Themen und Trends herausgefiltert und gezielt für den Erfolg der Kampagne eingesetzt werden.
Allerdings ist dabei immer zu beachten, dass Social-Media-Posts oft unstrukturiert und ungenau sind, was zu fehlerhaften Ergebnissen führen kann. Besonders Fake News und Shitstorms sind ein ständiges Problem, das die Analyse für KI-Tools erschwert. Eine intelligente Filterung kann zwar hohe Genauigkeit liefern, jedoch können dabei auch kritische Nachrichten übersehen werden. Deshalb ist die kritische Prüfung der Ergebnisse bei der Arbeit mit KI besonders wichtig.
Auch bei den täglichen Aufgaben im Social Media Marketing können KI-Tools unterstützen, indem sie bei der Contenterstellung Inspiration liefern, eine Upload-Planung für verschiedene Kanäle ermöglichen und automatisiert Reportings erstellen, aus denen Verbesserungspotentiale abgeleitet werden können.
Fake News auf dem Vormarsch?
Doch trotz der zahlreichen Vorteile, die KI-Anwendungen bieten, stoßen auch sie an Grenzen, die bei ihrer Nutzung in der gesellschaftspolitischen Kommunikation beachtet werden sollten.
Ein wichtiges Thema ist dabei die Ethik im Umgang mit KI-Tools. In der politischen Kommunikation gibt es immer wieder Beispiele dafür, wie KI-Tools missbraucht werden, um Meinungen zu manipulieren oder Falschinformationen zu verbreiten. So nutzte die AfD KI-generierte Bilder für ihre Hetze gegen Geflüchtete. Und der Gründer des Recherchenetzwerks Bellingcat, Eliot Higgins, fertigte mithilfe der KI-Anwendung Midjourney Bilder von einer fiktiven Verhaftung Trumps an.
Diese Beispiele zeigen, dass die Verwendung von KI noch immer ein zweischneidiges Schwert ist. Missbrauch und Fehlinformation sind große Risiken der Technologie. Deshalb sollte nicht nur die Qualität und Verlässlichkeit der durch KI analysierten Daten, sondern auch das Endergebnis stets kritisch geprüft werden.
Zudem gibt es weiterhin viele Unklarheiten zum Thema Datenschutz und Datensicherheit, da bei nahezu keinem Modell die eingespeisten Datensätze oder die Art, wie die KI trainiert wird, offengelegt werden. Dementsprechend ist unklar, ob überhaupt eine rechtliche Grundlage für die Verwendung von KI-Produkten besteht. Zudem nutzen viele der aktuell verfügbaren KI-Anwendungen wie ChatGPT die eingegebenen Daten der Nutzer*innen, um daraus zu lernen. Dem kann zwar nach heftiger Kritik bei ChatGPT nun auf Wunsch ein Riegel vorgeschoben werden; rückwirkend und bei vielen anderen Tools funktioniert das allerdings nicht.
Abschließend sollte bei der Nutzung von KI-Anwendungen auch der Ressourcenverbrauch beachtet werden. Der Betrieb der Rechenzentren erfordert große Mengen Strom und Wasser, um die Server zu betreiben und zu kühlen. Experten schätzen, dass das Training eines einzigen KI-Modells rund 300.000 kg CO2-Äquivalente verursacht. Pro Unterhaltung mit ChatGPT, die durchschnittlich 20-50 Fragen umfasst, wird zudem ein halber Liter Wasser verbraucht. Gerade in Gegenden, in denen Wasser knapp ist, kann das zu Schwierigkeiten führen.
Und unser Fazit?
In einer Zeit, in der die gesellschaftspolitische Kommunikation immer komplexer wird, können KI-Tools eine wertvolle Unterstützung bieten. Neben einer Vielzahl an Möglichkeiten, um Daten zu analysieren, können sie (mitunter lästige) Routineaufgaben übernehmen und bei der Erstellung kreativer Inhalte Inspiration liefern. Richtig genutzt können Tools wie ChatGPT, Jasper AI oder Uizard die Produktivität steigern und ein effizienteres Arbeiten ermöglichen.
Um die besten Ergebnisse zu erzielen, ist es jedoch wichtig, die Grenzen und Herausforderungen dieser Tools zu erkennen. Trotz der Möglichkeiten, die KI-Tools bieten, bleibt die Rolle einer guten Agentur für die gesellschaftspolitische Kommunikation unerlässlich. Geschulte Mitarbeiter*innen können die Ergebnisse der KI-Tools interpretieren, filtern und in den richtigen Kontext setzen. Sie können zudem ethische Richtlinien festlegen und sicherstellen, dass die eingesetzten Tools verantwortungsvoll und transparent verwendet werden. Eine Agentur kann mit ihrer Expertise und Erfahrung helfen, komplexe politische Zusammenhänge zu verstehen und strategische Entscheidungen zu treffen.
Gerne beraten wir Sie bei der effektiven Einbindung von KI-Tools in Ihre Prozesse. Egal, ob Sie Unterstützung im Social Media Management wünschen oder Ihre Design- und Text-Prozesse verschlanken möchten, gemeinsam finden wir die passende Strategie.