Smartphone mit Gewässerretter-App

Die Ozeane ersticken im Abfall. Eine neue Studie belegt, dass der weltgrößte Plastikmüll-Strudel noch riesiger ist als bisher angenommen. Zur Rettung der Meere braucht es innovative Ansätze auf allen Ebenen. Wir unterstützen den NABU dabei, einen Beitrag zur Säuberung der Gewässer zu leisten: Die App „Gewässerretter“ bekommt ein Update.

Pazifischer Müllstrudel wächst

1,6 Millionen Quadratkilometer – diese atemberaubende Zahl geistert seit einigen Wochen durch die Medien. So groß soll laut einer neuen Studie aus der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ der „Great Pacific Garbage Patch“ sein. Der im nördlichen Pazifischen Ozean gelegene größte Plastik-Müllstrudel des Planeten ist damit viermal so groß wie Deutschland – und er wächst weiter. Mindestens 79.000 Tonnen Plastik sollen sich hier bereits angesammelt haben. Für die Studie werteten niederländische Wissenschaftler*innen aus dem Flugzeug heraus aufgenommene Bilder aus und nahmen über eine Million Plastikproben aus dem Pazifik.

Angeschwemmter Plastikmüll am Strand

Foto: Vberger - gemeinfrei

Todesgefahr Plastik: Mikroplastik & Co.

Plastikmüll kostet jährlich Millionen Meerestiere das Leben. Sie halten die Bruchstücke für Nahrung oder verfangen sich in ihnen – z.B. in alten Fischernetzen. Plastik verrottet extrem langsam und wird durch Sonne, Salz und Wellen lediglich in kleine Partikel zersetzt – sogenanntem „Mikroplastik“. Diese winzigen Partikel sind noch gefährlicher als der grobe Zivilisationsmüll: Sie ziehen im Meerwasser gelöste Umweltgifte. Über filtrierende Lebewesen wie Muscheln gelangen sie in die Nahrungskette. Beim Zerfall von Plastik werden außerdem gefährliche Inhaltsstoffe wie Bisphenol A, Phtalate oder Flammschutzmittel freigesetzt, die das Erbgut von Meereslebewesen nachhaltig verändern können. Langzeitauswirkungen auf den Menschen sind nicht ausgeschlossen.

Vermüllter Strand in Indien

Foto: Hajj0 ms - CC BY-SA 3.0

Kampf dem Plastikmüll

Weltweit formiert sich eine Bewegung, die dem Plastikmüll den Kampf angesagt hat. Auf EU-Ebene will man z. B. vor allem die Produktion neuen Plastikmülls effektiv eindämmen. Frans Timmermann, Vizepräsident der EU-Kommission, erklärte im Interview mit ZDFzoom: „Unsere ganze Wirtschaft muss umgestaltet werden. Wir wollen dafür sorgen, dass alle Verpackungen in Europa im Jahr 2030 recyclingfähig sind.“ Die Startup-Szene und das Silicon Valley experimentieren mit teils umstrittenen, aber ohne Zweifel innovativen Ideen, wie die Meere von Plastik befreit werden könnten: Das Seabin Project setzt auf Schwärme kleiner, pumpenbewährter Mülleimer mit Filtern, die in Häfen treibenden Müll aus dem Wasser fischen. The Ocean Cleanup hat sich dagegen explizit der Auflösung des Pazifischen Müllstrudels verschrieben. Treibende Müllkollektoren-Segel, die mit Tiefseeankern fixiert werden, sollen Strömungen nutzen, um Abfall zu konzentrieren, damit er „geerntet“ und recycelt werden kann.

Unser Beitrag: Die App "Gewässerretter"

Der Ansatz, den der Naturschutzbund Deutschland (NABU) entwickelt hat, ist etwas mehr „down-to-earth“ als diese technischen Zukunftsvisionen – dafür aber auch schon jetzt im Einsatz: Die App „Gewässerretter“, die wir gemeinsam mit dem NABU umgesetzt haben, kombiniert gute, alte Handarbeit – nämlich das klassische Müllsammeln von Hand – mit App-basierter Schwarmintelligenz. Mit „Gewässerretter“ können Nutzer*innen Müllfunde melden, Sammelaktionen organisieren und den entfernten Müll dokumentieren. Die Ergebnisse können bald in den sozialen Medien geteilt werden. Eine interaktive Karte hilft beim Lokalisieren von Müllfunden und Aktionen. So können sich Wassersportler, Naturliebhaber und Spaziergänger aktiv am Ufer- und Küstenschutz beteiligen.

Smartphone mit interaktiver Müllsammel-Karte

Aktuell arbeiten wir gemeinsam mit dem NABU am nächsten Update der App. Wir sind überzeugt: Einen echten Wandel erreichen wir nur, wenn auf allen Ebenen ein Umdenken stattfindet und wir uns von der „Wegwerfkultur“ für immer verabschieden. Bis dahin krempeln wir die Ärmel hoch und sammeln Plastikmüll …


Bildnachweis

Beach in Sharm el-Naga03 - Foto Vberger - gemeinfrei
Waste cocobeach India - Foto Hajj0 ms - CC BY-SA 3.0
Bilder zur "Gewässerretter"-App: © wegewerk